2012 Heft 4
Artikel
Die WUG Redaktion, (2012), Beschäftigungspolitik: ein offensives Maßnahmenpaket ist notwendig, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S663-670
Thomas Zotter, (2012), Bankenrestrukturierung und -abwicklung, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S671-714
Abstract zeigen
Im fünften Jahr der Krise ist eines der Kernprobleme im Bankensektor noch immer nicht
gelöst: Es gibt weder in der EU noch in Österreich ein effektives Recht, mit dem Kreditinstitute
(KI), die in Schieflage geraten, so zu restrukturieren oder abzuwickeln wären, dass
davon weder die Finanzmarktstabilität bedroht ist noch die Steuerzahler über Gebühr
belastet werden. Durch das Fehlen eines effektiven Restrukturierungs- und Abwicklungsgesetzt
für Kreditinstitute bleiben implizite Garantien auch nach den enormen Bankenrettungspaketen
weiter bestehen, was angesichts weiter bestehender Risiken im Finanzwesen nicht nur
die Bonität der Kreditinstitute selbst, sondern auch die Bonität der Staaten belastet
kann und auch tatsächlich belastet. Diese Situation ist auch in Österreich deutlich
ausgeprägt. Neben wichtigen Maßnahmen zur Prävention und zur Frühintervention durch
die befassten Behörden bedarf es vor allem auch hinsichtlich der Beseitigung verzerrter
Preise und Anreize (moral hazard) durch implizite und auch schlagend gewordene Garantien
des Staates für Kreditinstitute einer Beteiligung von Eigentümern und Gläubigern (bail-in
vor bail-out). Dies folgt nicht nur den Forderungen der Literatur und internationaler
Gremien. Auch jene Staaten, die bereits spezielles Recht für die Restrukturierung
und Kreditinstituten geschaffen haben (z. B. Schweiz und Vereinigtes Königreich) zielen
mit ihren Reformen auf die Verringerung der moralischen Versuchung. Die Vorschläge
der Europäischen Kommission nehmen diese Forderungen und Erfahrungen auf. Sie sind
in ihrer gegenwärtigen Form aber eher als Rahmen und Handlungsauftrag zu sehen, dem
vor allem auch Österreich angesichts seiner Erfahrungen und Belastungen durch die
Bankenhilfspakete dringend nachkommen sollte.
Manuel Melzer, (2012), Die Verteilung von Vermögen. Eine Analyse der Länder USA, Italien, Spanien, Deutschland
und Schweden, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S715-748
Abstract zeigen
Dieser Artikel gibt einen Überblick über die vorhandenen Daten zu Vermögen von privaten
Haushalten und Privatpersonen in den USA, Italien, Spanien, Deutschland und Schweden
und legt dabei besonderes Augenmerk auf die Entwicklungen der Vermögensverteilung
im Laufe der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007. Ein Vergleich zwischen den Ländern
ist auf Grund der unterschiedlichen Erhebungsmethoden und Abweichungen der Vermögensdefinitionen
nur unter Vorbehalten möglich. Dennoch sind klare Tendenzen zu erkennen. Erstens,
das Vermögen ist in allen Ländern sowohl deutlich höher als auch stärker gewachsen
als das Bruttoinlandsprodukt. Zweitens ist die Verteilung des Vermögens sehr ungleich.
Drittens hat diese Ungleichheit im Verlauf der Finanz- und Wirtschaftskrise tendenziell
zugenommen. Viertens, Sachvermögen ist bedeutender als Finanzvermögen, allerdings
wird letzteres vermutlich generell untererfasst. Fünftens nimmt Vermögen mit Alter
und Bildungsgrad zu, Selbständige sind vermögender als Angestellte und ArbeiterInnen.
Für tiefergehende Untersuchungen und validere Vergleiche muss die Datenlage in Zukunft
jedoch deutlich verbessert werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung stellt die
einheitliche Vermögenserhebung der Länder der Eurozone, der „Household Finance and
Consumption Survey“ (HFCS), dar, dessen Daten 2013 veröffentlicht werden.
Johannes Schweighofer, (2012), Ohne Perspektive - Jugendliche auf segmentierten Arbeitsmärkten in der EU, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S749-770
Abstract zeigen
Spätestens seit dem Beginn der Krise 2008 wurde deutlich, dass sich die Lage der Jugendlichen
auf den europäischen Arbeitsmärkten dramatisch verschlechtert hat. Es beginnt mit
einer falschen Wahrnehmung – viele Kommentatoren fordern die Jugendlichen auf, flexibel
auf die Herausforderungen, etwa des Berufseinstieges, zu reagieren, in Unkenntnis
der Faktenlage. Jugendliche sind weit stärker von Arbeitslosigkeit betroffen, insbesondere
in der Krise. Dabei unterscheiden sich die Quoten zwischen Jugendlichen und Älteren
erheblich – allerdings abweichend vom bekannten Muster. Die instabilen und prekären
Beschäftigungsverhältnisse am Beginn ihrer Karrieren zeichnen sich durch erschwerte
Übergänge in Normalarbeitsverhältnisse aus. Besondere Bedeutung kommt dabei den Personen
zu, die weder in Beschäftigung, Ausbildung oder Training (NEET) sind, weil ihre Karrieren
besonders problematisch verlaufen. Hinzu kommen die größer werdenden Einkommensunterschiede
nach Altersgruppen – ein zusätzlicher negativer Anreiz zur Beschäftigungsaufnahme.
In manchen europäischen Ländern mit stark segregierten Arbeitsmärkten wäre eine Reform
des Arbeitsrechtes (der Abfertigungsansprüche) hilfreich.
Günther Chaloupek, Georg Feigl, (2012), Die Wachstumskontroverse vor vierzig Jahren und heute, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S771-800
Abstract zeigen
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche Parallelen und Unterschiede
die neu entflammte Debatte über Grenzen, Sinnhaftigkeit und den wirtschaftspolitischen
Stellenwert von Wirtschaftswachstum mit ähnlichen Kontroversen zu Beginn der 1970er-
Jahre aufweist. Zunächst untersuchen wir, wie die ökologische Frage in der Ökonomie
diskutiert wurde sowie welche Vorschläge es zu einer Neujustierung des BIP bzw. seine
Ergänzung um Wohlfahrts- und Umweltindikatoren gab. Danach widmen wir uns den Fragen,
welche bleibenden Ergebnisse die Wachstumskontroverse hinterlassen hat und warum sich
die großen Erwartungen von vor 40 Jahren nicht erfüllten. Wir kommen zu dem Schluss,
dass insbesondere aufgrund der Ähnlichkeit des Diskurses bei rückblickend bescheidenen
Ergebnissen auch bei der Neuauflage kaum bedeutende Fortschritte zu erwarten sind.
Zentrale Fragen sind weiterhin ungelöst, etwa wie Wachstum in einer Demokratie gezielt
politisch gedrosselt oder wie der zentrale Stellenwert des Indikators „Wirtschaftswachstum“
zugunsten einer breiteren Wohlstandsmessung tatsächlich zurückgedrängt werden kann.
Für größeren Fortschritt als in den 1970er- Jahren spricht die in der gegenwärtigen
Krise wachsende Unzufriedenheit mit der Ökonomie, die diesmal zu einem wirkungsvolleren
und länger anhaltenden Druck zur stärkeren Berücksichtigung gesellschaftlicher Ziele
in der Wirtschaftspolitik führen könnte. Zudem könnten die nunmehrige Bündelung der
ökologischen, ökonomischen und sozialenAspekte zu einer umfassenden Wohlstandperspektive,
die gestiegene Bedeutung von Faktenbasierung der Politik, eine stärkere Verankerung
des Diskurses in der Wissenschaft sowie der technische Fortschritt in der Datenverarbeitung
und -aufbereitung heutzutage bessere Ergebnisse bewirken.
Buchbesprechung
Peter Rosner, () Die Entwicklung ökonomischen Denkens. Ein Lernprozess,
Besprochen von Günther Chaloupek, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S801-808 Besprechung HerunterladenJosef Wieland, () Die Entdeckung der Ökonomie. Kategorien, Gegenstandsbereiche und Rationalitätstypen
der Ökonomie an ihrem Ursprung,
Besprochen von Felix Butschek, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S809-811 Besprechung HerunterladenColin Crouch, () Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus,
Besprochen von Ursula Filipic, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S812-815 Besprechung HerunterladenSabina Avdagic, Martin Rhodes, Jelle Visser, (Hrsg.), () Social Pacts in Europe. Emergence, Evolution, and Institutionalization,
Besprochen von Michael Mesch, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S816-821 Besprechung HerunterladenAndreas Weigl, () Bevölkerungsgeschichte Europas,
Besprochen von Felix Butschek, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S822-824 Besprechung HerunterladenRoman Loimeier, (Hrsg.), () Seuchen im subsaharischen Afrika,
Besprochen von Andreas Weigl, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S825-826 Besprechung HerunterladenKarl Heinz Roth, Jan-Peter Abraham, () Reemtsma auf der Krim. Tabakproduktion und Zwangsarbeit unter der deutschen Besatzungsherrschaft
1941-1944,
Besprochen von Josef Schmee, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2012, Band 38 Nr.4, S827-NaN Besprechung Herunterladen