2022 Heft 2
Artikel
Die WUG Redaktion, (2022), Inflation steigt, Konjunktur fällt, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S163-178
Patrick Mokre, Theurl Simon, Michael Heiling, (2022), Lessons learned: Eckpunkte eines transformationsorientierten und beitragsgerechten
Kurzarbeitsmodells, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S179-205
Abstract zeigen
In der Covid-19-Krise war Kurzarbeit jenes arbeitsmarktpolitische Instrument, das
die meisten Arbeitnehmer:innen betraf – zum Höhepunkt gleichzeitig 1,3 Millionen unselbstständig
Beschäftigte. In diesem Beitrag wägen wir die Auswirkungen der Kurzarbeit auf Beschäftigung
und Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften im Aufschwung gegen mögliche finanzielle
Mitnahmeeffekte ab. Gleichzeitig kann Kurzarbeit als staatlich subventionierte Umverteilung
der notwendigen Arbeitszeit verstanden werden und bietet daher einen arbeitsmarktpolitischen
Ansatzpunkt zu einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung. Dieser Beitrag nähert sich
der Analyse dieser Wirkung von Kurzarbeit auf drei Ebenen. Zunächst wird die Entwicklung
der Kurzarbeit in Österreich bis zur Covid-19-Krise dargestellt. Danach zeigt eine
dynamische Panelregression auf Wirtschaftsbranchenebene, dass die Inanspruchnahme
von Kurzarbeit Arbeitsplatzverluste dämpfte. Eine Fallbeispielanalyse von sechs anonymisierten
österreichischen Industrieunternehmen zeichnet weiters nach, dass eine Kostenbeteiligung
von Unternehmen der Kurzarbeit grundsätzlich möglich gewesen wäre. Vor diesem Hintergrund
und diesen Erkenntnissen entwerfen wir Eckpunkte eines Kurzarbeitsmodells als Diskussionsgrundlage,
das einen niedrigschwelligen Zugang beibehält, aber bei erzielten Unternehmensgewinnen
Anreize für eine Kostenbeteiligung oder eine staatlich subventionierte Arbeitszeitverkürzung
im Unternehmen vorsieht. Das Modell würde aus unserer Sicht die positiven Arbeitsmarkt-
und Loheinkommenserhaltungseffekte der bestehenden Regelungen beibehalten, aber im
Übergang in den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung die staatliche Kostenbeteiligung
als Hebel für eine Transformation der Normalarbeitsverhältnisse in Richtung besserer
Arbeitszeitverteilung nutzen. So würden die positiven Beschäftigungseffekte der Kurzarbeit
nicht nur in der Krise (Verlangsamung des Beschäftigungsabfalls), sondern auch im
Aufschwung (Beschleunigung des Beschäftigungswachstums) wirksam.
Dominik Bernhofer et.al., (2022), Tax me if you can. Potenziale moderner Vermögensbesteuerung in Österreich, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S207-230
Abstract zeigen
Weltweit findet eine intensive Diskussion zur Frage der Vermögenskonzentration und
ihren negativen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen statt. Trotz der
im internationalen Vergleich hohen Vermögensungleichheit ist Österreich bei den vermögensbezogenen
Steuern auf den hintersten Rängen. Vorschlägen zur Wiedereinführung einer Vermögensteuer
wird regelmäßig der hohe Aufwand der Vermögensbewertung sowie die Gefahr der Steuerflucht
entgegengehalten. Die Diskussion der rechtlichen und ökonomischen Aspekte der Vermögensbesteuerung
in diesem Artikel legt nahe, dass moderne Vermögensteuermodelle auf Instrumente zurückgreifen
können, um diese Herausforderungen effizient zu meistern. Das sind einerseits die
Bewertungsregeln im Bewertungsgesetz, die an wesentlichen Stellen vereinfacht werden
könnten, andererseits diverse Kontrollinstrumente wie neue Vermögensregister, der
automatische Informationsaustausch und die Wegzugsbesteuerung, deren Potential noch
nicht vollständig ausgeschöpft wird. Bei optimaler Ausgestaltung können die Vollzugskosten
und die Ausweicheffekte einer Vermögensteuer erheblich reduziert werden. Aufkommensschätzungen
für Österreich auf Basis international anerkannter Vermögenskonzepte und Bewertungsregeln
bei progressiver Ausgestaltung führen – im Mittel der untersuchten Modelle – zu einem
jährlichen Steuermehraufkommen von etwa 5 Milliarden EUR.
Felix Durstmüller, (2022), Environmental Inequality in Austria: Sociodemographic Disparities in Perceived Environmental
Quality, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S231-266
Abstract zeigen
This quantitative study investigates the relationship between perceived environmental
conditions (air pollution, noise, extreme heat, access to green space) and socioeconomic
status in Austria. Building upon the work of Baud and Wegscheider-Pichler (2019) and
integrated into the theoretical framework of environmental justice, it aims to enrich
the empirical body of literature on environmental inequality in Austria by adding
the subjective perspective of affected individuals in order to highlight individual
vulnerabilities and capability to adapt. Data from the Austrian Microcensus 2019,
a large-scale population-based survey, is used. In this survey, information on perceived
exposure to adverse environmental conditions was collected from a total of 7,021 respondents.
To analyse the association between subjective exposure and sociodemographic characteristics,
binomial and ordinal logistic regression models are applied. The findings suggest
that lower income is associated with a lower perception of overall environmental quality
and a higher level of perceived exposure to air pollution. A correlation between income
and level of noise disturbance is only present in Vienna, and no relationship between
income and perceived heat stress can be identified. However, in almost all categories
of adverse environmental impacts, women feel more affected than men, and housing conditions
are significantly related to perceived noise annoyance. Mixed results are found regarding
the role of migration background. While individuals with migration backgrounds report
higher personal exposure to air pollution, they rate the overall environmental quality
as better than people without migration backgrounds. In line with other empirical
studies, the results confirm that exposure to adverse environmental conditions is
distributed unequally across society in Austria. To address these inequalities, concerns
of environmental justice should be integrated into public discourse and policymaking.
Fritz Helmedag, (2022), Zum Theorem komparativer Kostenvorteile: Praktische Probleme der reinen Lehre, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S267-279
Abstract zeigen
In Ricardos berühmter Veranschaulichung der Produktivitätssteigerung durch internationale
Arbeitsteilung spezialisiert sich England auf die Tuchherstellung und Portugal auf
den Weinanbau, obwohl dort beide Gütereinheiten einen geringeren Faktoreinsatz erfordern.
Für einen im Vergleich zur Autarkie unveränderten Personalbestand ist jedoch offen,
wie sich bei Handelsbilanzgleichgewicht der Ausstoßzuwachs auf die Länder verteilt.
Das von Ricardo unterstellte reale Tauschverhältnis lässt sich zwar als Resultat dominanter
Strategien interpretieren, widerspricht aber Fairnessüberlegungen. Sind hingegen die
nationalen Reallohnsätze sowie die Profite als Repräsentanten der autonomen Nachfrage
fixiert, verursacht die länderübergreifende Produktionskonzentration allenthalben
Beschäftigungseinbußen. In diesem Licht ergibt sich wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf,
der über das Streben nach außenwirtschaftlichem Gleichgewicht hinausgeht.
Buchbesprechung
Kluge InterventionenBesprochen von Georg Hubmann, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S281-284 Besprechung Herunterladen
Staatsschulden haben auch positive Seiten
Barry J Eichengreen et.al., (2021) In Defense of Public Debt (ISBN: 978-0-197-57789-9),
Besprochen von Ewald Walterskirchen, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S285-287 Besprechung HerunterladenDas Argumentarium eines politisch schreibenden Ökonomen – und eine Orientierung für
all jene, die selbiges werden wollen
Paul Krugman, (2021) Kampf den Zombies. Warum manche Ideen aus Politik und Wirtschaft nicht totzukriegen
sind (ISBN: 978-3-864-70733-9.),
Besprochen von Ludwig List, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S288-291 Besprechung HerunterladenVerkannte Leistungsträger:innen
Nicole Mayer-Ahuja, (Hrsg.), Oliver Nachtwey, (Hrsg.), (Hg.) Verkannte Leistungsträger:innen. Berichte aus der Klassengesellschaft (ISBN: 978-3-518-03601-3),
Besprochen von Vera Glassner, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S292-297 Besprechung HerunterladenKampf der Nationen
Patrick Kaczmarczyk, (2022) Kampf der Nationen. Wie der wirtschaftliche Wettbewerb unsere Zukunft zerstört. (ISBN: 978-3-864-89360-5),
Besprochen von Mattias Muckenhuber, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S298-301 Besprechung HerunterladenPapier – Manuskript – Buchdruck: eine frühe Informationsrevolution
Paul M. Dover, (2021) The Information Revolution in Early Modern Europe (ISBN: 978-1-316-60203-4),
Besprochen von Michael Mesch, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S302-311 Besprechung HerunterladenEin Blick aus der Praxis auf die Corona-Krise in deutschen BetriebenBesprochen von Elisabeth Lugger, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2022, Band 48 Nr.2, S312-314 Besprechung Herunterladen