2019 Heft 1
Artikel
Die WUG Redaktion, (2019), Der tendenzielle Fall der Lohnquote und wie man ihn wieder umkehren könnte, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S3-12
Daniel Seikel, Achim Truger, (2019), Die blockierte Vollendung der Europäischen Währungsunion: Plädoyer für eine pragmatische
Nutzung von fiskalischen Handlungsspielräumen, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S43-65
Abstract zeigen
Die Reform der Eurozone kommt nicht voran. Dieser Beitrag geht aus einer kombinierten
wirtschaftswissenschaftlichen und politikwissenschaftlichen Perspektive der Frage
nach, wie angesichts bestehender Reformblockaden der Euro krisenfest gemacht werden
kann. Dazu arbeitet der Beitrag zunächst allgemeine Anforderungen für eine Stabilisierung
der Wirtschafts- und Währungsunion heraus. Im nächsten Schritt rekonstruiert der Beitrag
die politische Logik der Eurorettung und zeigt, dass vor diesem Hintergrund die Realisierungschancen
weitreichender Reformvorschläge in Richtung einer Fiskalunion gering sind. Anschließend
entwickelt der Beitrag einen Vorschlag, wie unter diesen Bedingungen auf pragmatische
Weise im bestehenden Regelwerk der Währungsunion vorhandene Spielräume erweitert werden
können, um die Funktion der nationalen Fiskalpolitik als makroökonomisches Stabilisierungsinstrument
zu stärk
Gunther Tichy, (2019), Die europäische Schuldenaversion. Schuldengrenze versus Investitionen?, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S67-87
Abstract zeigen
Unter deutscher Führung hat sich eine geradezu krankhafte Aversion gegen Schulden
entwickelt. Nicht bloß Staatsschulden gelten als grundsätzlich kontraproduktiv, erheblicheAngst
besteht auch vor einer Überschuldung der Firmen. Dabei wird übersehen, dass die Schulden
gesamtwirtschaftlich stets so hoch sein müssen wie die Ersparnisse; solange die Ersparnisse
steigen – und das ist bei steigenden Wohlstand zu erwarten –, müssen auch die Schulden
steigen. Bei dem etwa 2%-igen Wachstum, das auch für die Zukunft zu erwarten ist,
reicht der investitionsbedingte Verschuldungsbedarf der Wirtschaft nicht aus, die
gesamten Ersparnisse aufzunehmen. Der daraus resultierende Nachfragemangel dämpft
das Wachstum und kann Rezessionen auslösen. Um das zu vermeiden, muss der Staat die
überschüssigen Ersparnisse aufnehmen. Das ist in einer wachsenden Wirtschaft unproblematisch,
wenn die Verschuldung für Wohlstands-steigernde Investitionen verwendet wird; darunter
sind nicht bloß Investitionen in die materielle Infrastruktur, sondern auch in die
immaterielle – Bildung, Gesundheit etc. zu verstehen. Anstelle der Schuldenregel sollte
eine Investitionsregel treten
Wolfgang Edelmüller, (2019), Geldsystem und Aufsichtskompetenz: Warum die Bankenaufsicht bei der Notenbank konzentriert
sein sollte, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S89-109
Abstract zeigen
Entwickelte Volkswirtschaften treten in der Gestalt von arbeitsteiligen Geldwirtschaften
in Erscheinung, bei denen ein staatliches Geldmonopol im Rahmen des „zweistufigen
Teilreservesystems“ für die Bereitstellung endogener Zahlungsmittel aus dem dezentralen
Kreditvergabeprozess sorgt. Daraus resultiert eine duale Geldhierarchie zwischen dem
staatlichen Geld der Zentralbanken und dem privaten Giralgeld des Geschäftsbankenapparats.
Der Leistungsanspruch des den dezentralen Zahlungsverkehrs beherrschenden Giralgelds
besteht in einer Transaktionssicherheit auf dem Niveau des souveränen Geldes, um die
im wirtschaftlichen Wertschöpfungskreislauf begründeten Forderungen und Verbindlichkeiten
durch Zahlungsausgleich schuldbefreiend einlösen und tilgen zu können. Darin besteht
auch die empirische Grundlage für SFC-basierte Analysekonzepte der Geldwirtschaft,
die dem Bilanzierungsansatz folgen. Die Zahlungsmitteleignung des umlauffähigen Giralgelds
ist daher liquiditätstechnisch von einem akkommodierenden Reserveangebot der Notenbank
abhängig, das als Zahlungsmittel zwischen den Geschäftsbanken fungiert. Da aber Giralgeld
immer als Geldforderungen gegen Geschäftsbanken ausgewiesen ist, die mit dem Solvenz-
und Liquiditätsrisiko der Emittenten belastet sind, bedarf es über Einlagensicherungssysteme
hinaus auch der ökonomischen Absicherung durch mikroprudenzielle Regulierung und Beaufsichtigung
des Geschäftsbankenapparats. Diese systemische Aufgabe kann am besten die Notenbank
über den Hebel der Reservebereitstellung im Rahmen eines Trennbankensystems erfüllen.
Zukunftsweisend sollte daher die Kompetenz der Bankenaufsicht anlog zum Einheitlichen
Aufsichtsmechanismus der Europäischen Bankenunion bei der Zentralbank konzentriert
sein.
Begutachteter Artikel
Philipp Heimberger, (2019), Arbeitsmarktinstitutionen, Kapitalakkumulation und Arbeitslosigkeit in OECD-Ländern, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S13-42
Abstract zeigen
Diese Studie präsentiert ökonometrische Evidenz zur Frage, wie sich Arbeitsmarktinstitutionen
auf die („strukturelle“) Arbeitslosenquote auswirken, wobei die Schätzungen auf Daten
für 23 OECD-Länder (inklusive Österreich) im Zeitraum 1985-2013 basieren. Die Ergebnisse
zeigen, dass standardmäßige institutionelle Arbeitsmarktindikatoren – wie Arbeitsschutzbestimmungen,
gewerkschaftlicher Organisationsgrad, Steuerkeil und Mindestlöhne – keinen systematischen
und signifikanten Erklärungsgehalt bezüglich der Entwicklung von Arbeitslosenquoten
aufweisen. Arbeitsmarktinstitutionen mögen zwar teilweise einen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit
in OECD-Ländern haben, dieser Einfluss bleibt jedoch an Signifikanz und Relevanz deutlich
hinter dem Einfluss makroökonomischer Variablen zurück. Makroökonomische Einflussfaktoren
– insbesondere die Kapitalakkumulation, aber auch die langfristigen Realzinsen – sind
hingegen statistisch signifikante und ökonomisch relevante Determinanten der Arbeitslosigkeit.
Diese Resultate unterstreichen, dass die Sichtweise, wonach „Arbeitsmarktrigiditäten“
für eine gestiegene „strukturelle“ Arbeitslosigkeit in entwickelten Volkswirtschaften
verantwortlich seien, auf tönernen empirischen Füßen steht. Um die Entwicklung der
Arbeitslosigkeit in den OECDLändern zu verstehen, sollten ForscherInnen und wirtschaftspolitische
EntscheidungsträgerInnen ihr Hauptaugenmerk auf makroökonomische Faktoren legen.
Buchbesprechung
Karl Polanyi: Ein Denker für die heutige Zeit
Gareth Dale, (2017) Karl Polanyi: A Life on the Left (ISBN: 978-0-231-17609-5),
Besprochen von Claus Thomasberger, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S111-116 Besprechung HerunterladenPolanyi in Zeiten des Populismus
Christopher Holmes, (2018) Polanyi in Times of Populism. Vision and Contradiction in the History of Economic
Ideas (ISBN: 978-1-138-22670-8),
Besprochen von Richard Bärnthaler, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S117-121 Besprechung HerunterladenDie weltweite Ungleichheit
Thomas Piketty et.al., (Hrsg.), (2018) Die weltweite Ungleichheit. Der World Inequality Report 2018 ( (ISBN: 978-3-406-72385-8),
Besprochen von Michael Ertl, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S122-124 Besprechung HerunterladenReform der Eurozonen-Governance
Stéphanie Hennette et.al., (Hrsg.), (2017) Für ein anderes Europa. Vertrag zur Demokratisierung der Eurozone (ISBN: 978-3-100-36610-8),
Besprochen von Norbert Templ, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S125-128 Besprechung HerunterladenArbeitsbeziehungen und (Lohn-)Ungleichheit
Daniel Vaughan-Whitehead, (Hrsg.), (2018) Reducing Inequalities in Europe. How Industrial Relations and Labour Policies Can
Close the Gap (ISBN: 978-1-788-11628-2),
Besprochen von Michael Mesch, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S129-138 Besprechung HerunterladenArbeit im digitalen Wandel
BEIGEWUM, (Hrsg.), (2017) Umkämpfte Technologien – Arbeit im digitalen Wandel (ISBN: 978-3-899-65847-7),
Besprochen von Christa Schlager, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S139-141 Besprechung HerunterladenReform der Netzbranchen
Massimo Florio, (2017) The Reform of Network Industries. Evaluating Privatisation, Regulation and Liberalisation
in the EU (ISBN: 978-1-786-43903-1),
Besprochen von Mathias Grandosek, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S142-145 Besprechung HerunterladenWas ist Wert, und wie wird er geschaffen?
Mariana Mazzucato, (2018) The Value of Everything: Making and Taking in the Global Economy (ISBN: 978-0-241-34779-9),
Besprochen von Christoph Prenner, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S146-151 Besprechung HerunterladenIm Zentrum der Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts
Roman Sandgruber, (2018) Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses (ISBN: 978-3-222-15024-1),
Besprochen von Felix Butschek, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S152-157 Besprechung HerunterladenEine Globalgeschichte der Arbeit
Marcel van der Linden, (2017) Workers of the World: Eine Globalgeschichte der Arbeit (ISBN: 978-3-593-50619-7),
Besprochen von Josef Schmee, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2019, Band 45 Nr.1, S158-163 Besprechung Herunterladen