2016 Heft 1
Artikel
Die WUG Redaktion, (2016), Automatisierung und Beschäftigung. Makroökonomische Zusammenhänge und politische Gestaltungsspielräume, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S3-18
Herbert Walther, (2016), Die Rekordarbeitslosigkeit als zentrale Herausforderung der Wirtschaftspolitik, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S19-60
Abstract zeigen
Die Arbeit untersucht im ersten Teil einige der Ursachen der unterschiedlichen Entwicklungen
der Arbeitslosenraten in Österreich und in Deutschland. (1) Österreich hatte – wegen
der stärkeren Abhängigkeit seiner Exporte von Süd- und Osteuropa und der Expositionseines
Bankensektors – höhere Wachstumsverluste durch die Finanz- und Eurokrise erlittenals
Deutschland. (2) Österreich hatte ein weit höheres Wachstum des Arbeitskräfteangebots(wegen
Immigration, steigender Partizipationsrate von Frauen und der Pensionsreform von 2004).
Dieser Faktor kann den größten Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit nach 2004 statistisch
erklären. (3) Seit dem Jahr 1996 hat Deutschland um mehr als dreißig Prozent real
abgewertet. Österreich hat bis 2004 mit diesen Abwertungen mitgehalten. Der durch
die Hartz-Reformen induzierte enorme Lohndruck führte jedoch seither zu einer realen
Aufwertung Österreichs gegenüber Deutschland um annähernd achtzehn Prozent, was etwa
einen halben Prozentpunkt zur österreichischen Arbeitslosenrate beigetragen hat. Während
die Arbeitsmarktreformen aus deutscher Sicht erfolgreich waren, wird davor gewarnt,
diese Strategie zu imitieren, da diese Art der „beggar-my-neighbour-policy“ (1) in
Europa nicht generalisierbar ist und (2) nicht die spezifischen Ursachen der Arbeitslosigkeit
therapiert. Im zweiten Teil der Arbeit werden einige langfristige, makroökonomische
Aspekte der Arbeitsmarktkrise in Europa diskutiert.
Gunther Tichy, (2016), Arbeitsmarktregulierung, Arbeitslosigkeit und Effizienz, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S61-82
Abstract zeigen
Die Deregulierung der Märkte, im Bereich des Arbeitsmarkts durch Abbau von Kündigungsbeschränkungen,
erfolgte um die Effizienz der Wirtschaft zu steigern. Form und Ausmaßfielen in den
einzelnen Ländern sehr unterschiedlich aus, sodass differenzierte Arbeitsmarktregime
entstanden. Vor allem die asymmetrische Deregulierung von regulären und Zweitverträgen,
die überdies die Beschäftigung steigern sollte, brachte bloß geringen Effizienz- und
Beschäftigungsgewinn, schuf aber erhebliche Probleme der Segmentierung. Inzwischen
hat sich die Deregulierungsdebatte auf die Arbeitszeit verlagert: Einerseits soll
der Abbau der Beschränkungen Effizienz und Beschäftigung steigern, andererseits eine
generelle Verkürzung der Arbeitszeit die Arbeitslosigkeit verringern. In beiden Fällen
dürfte die Wirkung der Maßnahmen überschätzt werden. Ausweitung der Nachfrage bis
zum Erreichen einer normalen Kapazitätsauslastung und (budgetneutrale) Verringerung
der Abgabenbelastung der Arbeit einerseits, Verringerung der Segmentierung durchabgabenmäßige
Belastung der Zeitverträge versprechen größere Erfolge.
Matthias Firgo, Peter Mayerhofer, (2016), Wirtschaftsstruktur und regionales (Beschäftigungs-)Wachstum. Einige empirische Erkenntnisse
zur wachstumsoptimalen Ausrichtung regionaler Strukturpolitik in Österreich, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S83-108
Abstract zeigen
Strukturpolitische Ansätze erleben in ökonomischer Forschung wie wirtschaftspolitischer
Praxis derzeit eine bemerkenswerte Renaissance. Allerdings liegen in der internationalen
Literatur bisher keineswegs einhellige Ergebnisse zur Frage vor, ob Spezialisierung,
allgemeine Branchendiversität oder eine Vielfalt an „verwandten“, kognitiv und technologisch
„nahen“ Branchen die regionale Wirtschaftsdynamik und damit die Entwicklung von Beschäftigung
und Arbeitslosigkeit optimal unterstützen. Unser Beitrag präsentiert einige zentrale
Ergebnisse einer Arbeit, in der versucht wurde, zu dieser Frage erstmals für Österreich
empirische Evidenz auf Basis sektoral und regional tief disaggregierter Daten (615
4- Steller-Branchenklassen, 81 zusammengefasste Arbeitsmarktbezirke) beizubringen.
Die ökonometrischen Ergebnisse sprechen in der Tendenz für eine Strukturpolitik, welche
grundsätzlich nicht auf Branchenspezialisierung, sondern auf Branchenvielfalt und
die weitere Diversifizierung der Branchenstruktur in neue Bereiche setzt, innerhalb
dieser breiten sektoralen Aufstellung aber durchaus vertikale Schwerpunkte verfolgt.
Dabei wären Priorisierungen vor allem thematisch (und damit branchenübergreifend)
auszurichten, mit der weiteren Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur in neue, aber
mit bestehenden regionalen Stärken „verwandte“ Bereiche als Zielsetzung. Eine Differenzierung
unserer Ergebnisse nach Regionstypen lässt freilich auch erkennen, dass sich „one-size-fit’s-all“-Rezepte
gerade für strukturpolitische Fragestellungen wenig eignen. Letztlich bestimmen die
jeweils akkumulierten regionalen Kompetenzen die je spezifischen Möglichkeiten (und
Grenzen) zur Weiterentwicklung der Wirtschaftsstruktur. Notwendig sind daher regional
angepasste Politikstrategien, die auf den jeweiligen regionsspezifischen Kontext Bezug
nehmen.
Ewald Walterskirchen, (2016), Hans Seidel: Architekt der Wirtschaftspolitik in der Kreisky-Ära, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S109-118
Martin Riese, (2016), Kazimierz Laski (1921-2015): ein engagierter Kaleckianer, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S119-130
Begutachteter Artikel
Stefan Kranzinger, (2016), Eine Analyse des Prozesses der Vermögensakkumulation anhand des Konzeptes der Pfadtheorie, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S131-160
Abstract zeigen
15542. Jahrgang (2016), Heft 1 Wirtschaft und Gesellschaft Netzwerkeffekte der Vermögensakkumulation
identifiziert. Diese wurden als Auslöser und Verstärker von pfadabhängigen Prozessen
verstanden und bildeten somit das Fundament für die Analyse des Prozesses der Vermögensakkumulation.
Zudem wurde mithilfe der identifizierten direkten und indirekten Netzwerkeffekte ein
formales Modell entwickelt, mit dem es möglich ist, die Auswirkungen dieser veranschaulichen
und interpretieren zu können. Der anhand der Theorie des Matthäus-Effekts herausgearbeitete
direkte Netzwerkeffekt zeigt, dass unterschiedliche soziale, gesellschaftliche und
ökonomische Ausgangsbedingungen von Individuen selbstverstärkende Effekte bewirken,
welche den Prozess der Vermögensakkumulation für bereits wohlhabende Individuen positiv
beeinflussen und somit eine steigende gesellschaftliche Ungleichheit nach sich ziehen.
Dadurch kann eine Pfadabhängigkeit in Bezug auf den Prozess der Vermögensakkumulation
erkannt werden. Die hierzu entwickelte Modellvariante 2 zeigt im Vergleich zu Modellvariante
1, dass durch die Formalisierung des Matthäus-Effekts die soziale Ungleichheit zugenommen
hat. Als theoretische Grundlage für die Analyse eines indirekten Netzwerkeffektes
wurde Paretos Elitentheorie herangezogen. Es wurde ersichtlich, dass sich gesellschaftliche
sowie wirtschaftliche Eliten durch ökonomisches Kapital politische Macht aufbauen
können. Diese Macht kann wiederum dazu verwendet werden, ökonomisches Kapital zu vermehren.
Durch diese wechselseitige Beziehung zweier kompatibler Systeme, Geld und Macht, konnte
die Annahme eines indirekten Netzwerkeffektes untermauert werden. Außerdem war es
durch die von Piketty beobachteten ungleichen Kapitalertragsratenmöglich, den herausgearbeiteten
indirekten Netzwerkeffektdurch ein praktisches Beispiel veranschaulichen zu können.
Die Analyse von Bourdieus Kapitaltheorie ergab, dass ökonomisches Kapital in kulturelles
bzw. soziales Kapital umgewandelt werden kann. Diese beiden Kapitalformen können wiederum
in ökonomisches Kapitalumgewandelt werden. Der Besitz von ökonomischen Kapital erhöht
somit die Chancen, kulturelles und soziales Kapital aufzubauen und vice versa. Ökonomisches
und kulturelles bzw. soziales Kapital sind demnach miteinanderkompatibel. Dies führt
zu wechselseitigen positiven Rückkopplungseffekten, welche soziale Ungleichheit verstärken
und in einer Gesellschaft verankern. Mithilfe der Formalisierung dieser beiden indirekten
Netzwerkeffekte konnte eine Steigerung sozialer Ungleichheit beobachtet werden. So
hat laut den Indikatoren in Modellvariante 3 und 4 die soziale Ungleichheit deutlich
zugenommen. Betrachtet man die Vermögensverteilung nach 200 Runden, ist ähnliches
zu beobachten. Die bereits in Modellvariante2 sichtbare Elitenbildung hat sich in
den Modellvarianten 3 und 4, durch die Berücksichtigung von ungleichen Kapitalertragsraten
sowie sozialem und kulturellem Kapital, noch stärker herauskristallisiert. Wirtschaft
und Gesellschaft 42. Jahrgang (2016), Heft 1 Die Modifizierung von Modellvariante
2 durch das Verhältnis r >g, also einem Szenario, in welchem die Kapitalertragsrate
die Wachstumsrate des Nationaleinkommens überschreitet, hatte zwar keine vermehrte
soziale Ungleichheit zur Folge, veränderte jedoch die Zusammensetzung des BIP. Dieses
setzte sich nun größtenteils aus Kapital- statt aus Arbeitseinkommen zusammen. Wie
erwartet vergrößerte sich auch Pikettys Beta, was auf eine erhöhte Bedeutung von Kapital
in Bezug auf den Prozess der Vermögensakkumulation hinweist.
Buchbesprechung
Die aktuelle Krise im wirtschaftshistorischen Vergleich mit der Großen Depression
der 1930er-Jahre
Barry Eichengreen, (2015) Die großen Crashs 1929 und 2008. Warum sich Geschichte wiederholt (ISBN: 978-3-89879-890-7),
Besprochen von Philipp Heimberger, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S161-173 Besprechung HerunterladenFür eine Globalisierung der Gleichheit
François Bourguignon, (2015) The Globalization of Inequality (ISBN: 978-0-691-16052-8),
Besprochen von Matthias Schnetzer, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S174-179 Besprechung HerunterladenÜber Eltern und Chancengleichheit
Joseph Stiglitz, (2015) Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft (ISBN: 978-3-827-50068-7),
Besprochen von Michael Ertl, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S180-183 Besprechung HerunterladenZur politischen Ökonomie Österreichs seit dem EU-Beitritt
BEIGEWUM, (Hrsg.), (2015) Politische Ökonomie Österreichs. Kontinuitäten und Veränderung seit dem EU-Beitritt (ISBN: 978-3-854-76458-8),
Besprochen von Johannes Jäger, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S184-186 Besprechung HerunterladenHatte Keynes eine Gesellschaftstheorie?
Ingo Pies, (Hrsg.), Martin Leschke, (Hrsg.), (2014) John Maynard Keynes’ Gesellschaftstheorie (ISBN: 978-3-161-53602-1),
Besprochen von Günther Chaloupek, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S187-190 Besprechung HerunterladenRicardos Ökonomik im Überblick
Heinz D. Kurz, (Hrsg.), Neri Salvadori, (Hrsg.), (2015) The Elgar Companion to David Ricardo (ISBN: 978-1-848-44850-6),
Besprochen von Peter Kalmbach, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S191-197 Besprechung HerunterladenKrise und Entwicklungsperspektiven des Oberen WaldviertelsBesprochen von Josef Schmee, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S198-201 Besprechung Herunterladen
Stalin im Lichte neuerschlossener russischer QuellenBesprochen von Martin Mailberg, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2016, Band 42 Nr.1, S202-208 Besprechung Herunterladen