2014 Heft 3
Artikel
Die WUG Redaktion, (2014), Europas Wirtschaftspolitik am Scheideweg, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S371-378
Hardy Hanappi, Manuel Wäckerle, (2014), Evolutionäre Politische Ökonomie: Inhalt und Methode, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S379-404
Abstract zeigen
In den Sozialwissenschaften herrscht momentan noch große Unklarheit darüber, was sich
hinter dem Titel des neuen Forschungsgebiets „evolutionäre politische Ökonomie“ verbirgt.
Dieser Artikel stellt eine eher ambitionierte Positionierung dieser wissenschaftlichen
Disziplin dar indem er sie sowohl in Hinsicht auf ihren Inhalt, also den Untersuchungsgegenstand,
als auch bezüglich der dabei verwendeten Sprachen (inklusiver formaler Sprachen) eindeutig
charakterisiert. Da dafür auch eine Abgrenzung gegenüber einer Vielzahl anderer in
Mode gekommener Strömungen der Ökonomie nötig ist wird im Artikel auch diesbezüglich
eine – teilweise durch die historische Entwicklung der Dogmengeschicht ein ihrem Zusammenspiel
mit sozioökonomischer Realität bedingte – recht ausführliche Auseinandersetzung geboten.
In dogmengeschichtlicher Hinsicht ist unser Ansatz wohl am besten als ein Update klassischer
politischer Ökonomie mit den Mitteln neuester formaler Techniken zu interpretieren.
Bei aller Konzentration auf das Ziel eine brauchbare und eindeutig verständliche,
manchmal gewagte, Arbeitsdefinition „evolutionärer politischer Ökonomie“ zu liefern,
muss klarerweise letztlich auch eingeräumt werden, dass er wie jeder Vorschlag zu
theoretischer Innovation zunächst eine bewusste Provokation des Mainstreams darstellt
und als solche selbst noch vielen Änderungen unterwerfen zu sein wird um diese Auseinandersetzung
zu gewinnen.
Fritz Helmedag, (2014), Über Kapital im „Kapital“: Einige elementare Überlegungen, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S405-416
Abstract zeigen
Marx misst den Ausbeutungsgrad mit der Mehrwertrate, die das Verhältnis von (unbezahltem)
Mehrwert zu der als variables Kapital (v) bezeichneten Vergütung der Arbeiter angibt.
Die Profitrate enthält im Nenner zusätzlich das konstante Kapital (c), das Rohstoffe,
produzierte Produktionsmittel und andere Vorleistungen umfasst. Wenn in den Sektoren
sowohl eine uniforme Mehrwertrate als auch eine einheitliche Profitrate herrschen
soll, resultiert bei ungleicher organischer Zusammensetzung des Kapitals (c v) das
berühmte Transformationsproblem der Verwandlung von Arbeitswerten in Produktionspreise.
Jedoch lässt sich der zirkulierende Teil des konstanten Kapitals, d. h. die in der
laufenden Periode erstellten Zwischenprodukte, ebenfalls in lebendige Arbeit auflösen.
In diesem reduzierten System wird die Profit- oder Mehrwertrate allein in der Lohngüterfertigung
determiniert. Die relativen Arbeitswerte und Produktionspreise stimmen dann überein.
Der Rohgewinn inklusive der Verzinsung des Fixkapitals hängt nicht vom Lohnsatz ab,
sondern nur von den Ausgaben der Kapitalisten selbst. Im Gleichgewicht wird der Überschuss
in einer Weise auf die Sektoren verteilt, die mit der gesellschaftlichen Arbeitsteilung
harmoniert.
Alfred Kleinknecht, (2014), Schaden Strukturreformen des Arbeitsmarkts der Innovation?, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S417-428
Abstract zeigen
Mainstream-Ökonomen plädieren für strukturelle Reformen des Arbeitsmarktes. Diese
Reformen zielen v. a. auf eine Lockerung des Kündigungsschutzes, größere Flexibilität
der Löhne (nach unten) sowie auf flankierenden Sozialabbau. Solche Reformen sind in
Ländern wie den USA, Australien, Neuseeland oder Großbritannien schon weitgehend durchgesetzt,
weniger in Kontinentaleuropa. Dieser Beitrag präsentiert theoretische Argumente, warum
solche Strukturreformen der Innovation schaden. Empirische Studien zeigen, dass diese
Argumente realistisch sind. Studien auf Makro- und Unternehmensebene weisen darauf
hin, dass zwar das „Garage Business“-Modell der Innovation (wie etwa in Silicon Valley)
unter flexiblen „hire & fire“-Arbeitsmärkten gut funktioniert, dass aber Schumpeters
„Routinemodel“ der Innovation unter den Arbeitsmarktbedingungen Kontinentaleuropas
erheblich besser funktioniert. Dies erklärt u. a., warum amerikanische Firmen in reifen
Industrien wie etwa der Autoindustrie es so schwer haben in der Konkurrenz mit europäischen
und japanischen Anbietern.
Erik Türk, Sepp Wöss, (2014), Demografie und Sozialstaat. Arbeitsmarkt hat zentrale Bedeutung, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S429-444
Abstract zeigen
Der demografische Wandel ist eine der großen Herausforderungen, welche wir zu bewältigen
haben. Anpassungen sind in vielen Bereichen erforderlich. Die Auswirkung auf Wohlfahrtsstaaten
und öffentliche Alterssicherungssysteme wird zumeist unter Bezugnahme auf die Verschlechterung
von Abhängigkeitsquoten thematisiert. Bedauerlicherweise wird in vielen Dokumenten
keine klare Abgrenzung zwischenrein demografischen und ökonomischen Faktoren gemacht.
Die entscheidende Frage aber ist: In welchem Ausmaß wird der Anstieg demografischer
Abhängigkeit (Altersgruppe 65+ :15- bis 64-Jährige) zu einem Anstieg ökonomischer
Abhängigkeit (Leistungsempfänger :Beitragszahler) führen? Berechnungen für die EU-27,
Österreich, Belgien und Polen – basierend auf dem in der österreichischen Arbeiterkammer
entwickelten „Abhängigkeitsquoten-Rechner“ – zeigen sehr deutlich: Die Entwicklung
der ökonomischen Abhängigkeitsquote wird in hohem Maß von der Entwicklung der Beschäftigung
bestimmt. Je höher die Beschäftigungsquote, desto niedriger der Anstieg der ökonomischen
Abhängigkeit. Der Beitrag belegt die Richtigkeit einer Feststellung der EU-Kommission
im Demografie-Report 2008: „Die Anhebung der Beschäftigungsquoten [mit guten Arbeitsplätzen]
… ist die wirksamste Strategie, mit der sich Länder auf die Alterung der Bevölkerung
vorbereiten können.“
Michael Mesch, (2014), Der Berufsstrukturwandel der Beschäftigung in Österreich 1991-2012, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S445-494
Abstract zeigen
Die Berufsstruktur der Beschäftigung in Österreich verschob sich zwischen 1991 und
2012 deutlich zugunsten der hoch qualifizierten Angestelltenberufe. Bereits fast 40%
der Erwerbspersonen sind den Angestelltenberufen mit mindestens Maturaniveau (Führungskräfte
,Akademische Berufe, Technische und nichttechnische Fachkräfte) zuzuordnen. Diese
sehr starke Beschäftigungsverlagerung in Richtung auf die hoch qualifizierten Angestelltenberufe
ist als eindeutiger Beleg für den Strukturwandel der österreichischen Wirtschaft zugunsten
von wissens- und humankapitalintensiven Aktivitäten zu werten. Wie eine Komponentenzerlegung
zeigt, trugen Berufsstruktureffekte etwas stärker als Branchenstruktureffekte zu den
Verschiebungen in der Branchen-Berufs-Matrix der Beschäftigung in den 2000er-Jahren
bei. In der Branchenstruktur der Beschäftigung des Dienstleistungssektors ist ein
signifikanter Wandel in Richtung auf wissens- und humankapitalintensive Marktdienstleistungen
festzustellen und auf ebensolche öffentliche Dienstleistungen (Bildungswesen, Gesundheitswesen
etc.), welche für die Bewältigung der wirtschaftlichen, sozialen und demografischen
Herausforderungen von entscheidender Bedeutung sind. In der Sachgüterproduktion erfolgte
der Branchenstrukturwandel zugunsten von Hoch- und Mittelhochtechnikbranchen. Die
am höchsten qualifizierten Angestelltenberufe und die Personenbezogenen Dienstleistungsberufe
mittlerer Qualifikation werden nicht nur durch positive Brancheneffekte begünstigt,
sondern auch durch Anteilszuwächse in den einzelnen Branchen. Die „Routinisierungshypothese“
(Autor et al. [2003]) bezüglich der Auswirkungen des tätigkeits- und qualifikationsverzerrten
technischen Fortschritts bietet einen Erklärungsansatz für diese Beschäftigungsstrukturverschiebungen.
Günther Chaloupek, (2014), Nachruf: Dr. Ernst Eugen Veselsky 1932-2014, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S513-514
Buchbesprechung
Vautrins Lehrstück
Thomas Piketty, (2014) Capital in the Twenty-First Century (ISBN: 978-0-674-43000-6),
Besprochen von Martin Schürz, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S495-501 Besprechung HerunterladenWie viel ist genug?
Robert Skidelsky, Edward Skidelsky, (2013) Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens (ISBN: 978-3-888-97822-7),
Besprochen von Achim Truger, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S502-505 Besprechung HerunterladenIst die Krisentheorie der österreichischen Schule wieder aktuell?
Friedrun Quaas, Georg Quaas, (2013) Die Österreichische Schule der Nationalökonomie (ISBN: 978-3-731-61031-1),
Besprochen von Günther Chaloupek, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S506-509 Besprechung HerunterladenVom Fortwirken der Geschichte in Osteuropa nach 1989
Marci Shore, (2014) Der Geschmack von Asche. Das Nachleben des Totalitarismus in Osteuropa (ISBN: 978-3-406-65455-8),
Besprochen von Martin Mailberg, Wirtschaft und GesellschaftAK-Wien 2014, Band 40 Nr.3, S510-512 Besprechung Herunterladen